Glasofenexperiment
Die hier rekonstruierten römischen Glasöfen und die dazu gehörigen Projekte sind die ersten ihrer Art in Deutschland. Das Projekt beinhaltet neben der experimentalarchäologischen Rekonstruktion von zunächst einem Glasofen (GO Borg 1) auch einen Kühlofen (KO Borg 1) nach römischem Vorbild.
Seit 1986 wird auf dem Gelände des Archäologieparks Römische Villa Borg ausgegraben. Da bei den Grabungen immer wieder Fragmente eines Glasschmelzofens, Rohglasbrocken und Produktionsabfall aus der Glasverarbeitung gefunden wurden, war dies Grund genug, im Jahr 2013 eine Glashütte nach dem römischen Befund aus Trier «Im Hopfengarten» zu errichten.
Diese Rekonstruktion wird seither mindestens einmal jährlich für Projektwochen in Zusammenarbeit mit den Universitäten Köln, Saarbrücken, Trier, Marburg sowie dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz genutzt. Alle Öfen werden mit Holz befeuert und arbeiten mit Temperaturen zwischen 1000 und 1100 °C (Glasschmelz-/Arbeitsofen und Perlenofen) sowie zwischen 450 und 500 °C (Kühl-/Entspannungsöfen) (Abb.1).
In den letzten Jahren war jedes Projekt einem anderen Thema gewidmet.
Das Glasofenexperiment im Archäologiepark Römische Villa Borg
Das Projekt beinhaltet neben der experimentalarchäologischen Rekonstruktion von zunächst einem Glasofen (GO Borg 1) auch einen Kühlofen (KO Borg 1) nach römischem Vorbild. Die Vorlagen für beide Öfen stammen aus der Grabung Trier-„Hopfengarten“ und wurden uns freundlicherweise von Dr. Joachim Hupe und Bruno Kremer (beide von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz) zur Verfügung gestellt. Dieser Grabungsbefund aus Trier ist auch deshalb interessant, weil er die Anordnung eines Werkplatzes in römischer Zeit zeigt.
Die Rekonstruktion der Öfen war der größte Teil des Experiments und wurde von Frank Wiesenberg im Rahmen seiner Bachelorarbeit an der Universität zu Köln umgesetzt und seither auch weiter mitbetreut. Neben dem eigentlichen Glasofen, in dem sowohl die Glasmasse geschmolzen als auch die Gläser bearbeitet werden, entstand auch ein Kühlofen. Dieser Kühlofen dient dazu, die fertigen Gläser nach der Bearbeitung langsam abzukühlen, um die Spannungen im Glas abzubauen. Beide Öfen wurden aus dem vor Ort vorhandenen Lehm gebaut. Weiter wurden römische Ziegelfragmente verwendet, die durch die Grabungstätigkeiten in Borg in großer Zahl anfallen. Da bislang für den Bau solcher Öfen im Handel erhältlicher Baulehm sowie in Belgien zusätzlich noch moderne Baustoffe wie Schamotteziegel verwendet wurden, war es unklar, wie sich die Öfen in Borg beim Anheizen verhalten würden.
Der Bau der Öfen startete am 30. Juli 2013 und erstreckte sich bis in den September. Nach einer ausreichend bemessenen Trocknungsphase konnten die Öfen am 30. September 2013 erstmals in Betrieb genommen werden.
Zuerst wurde der Glasofen gestartet, um ihn über einen gewissen Zeitraum langsam auf die erforderliche Temperatur von etwa 1000 °C zu bringen. Gleich zu Beginn wurden auch die Keramikgefäße, die zur Aufnahme der Glasmasse dienen, in den Ofen eingebracht, um sie ebenfalls langsam zu erhitzen. Obwohl sich am Glasofen Risse zeigten, konnte relativ schnell festgestellt werden, dass die Konstruktion insgesamt der Belastung standhalten würde. Mittwochs konnte die Glasmasse in die Keramikgefäße im Ofen eingefüllt werden. Bei der verwendeten Glasmasse handelt es sich um Glas, das nach römischer Rezeptur von den ROMAN GLASSMAKERS Mark Taylor und David Hill aus Quarley, England, hergestellt und für das Experiment zur Verfügung gestellt wurde. Beide beschäftigen sich schon seit über 20 Jahren mit der Rekonstruktion römischer Gläser sowie mit der Analyse der in römischer Zeit verwendeten Glasrezeptur. Freitags wurde auch der Kühlofen in Betrieb genommen und langsam auf eine Arbeitstemperatur von 500 °C gebracht. Am Freitagabend wurden die ersten Glasgefäße geblasen.
Während der Glasofen über die gesamte Projektdauer hinweg auf gleichmäßig hoher Temperatur gehalten werden muss, lässt man den Kühlofen über Nacht abkühlen, um am nächsten Tag die fertigen Gläser herausnehmen zu können.
Dieses 1. Glasofenexperiment endete am Montag, 7. Oktober 2013, nachdem die letzten Gläser aus dem Kühlofen entnommen waren. Gleichzeitig wurde das Auskühlen beider Öfen beobachtet, um mögliche Veränderungen in der Baustruktur zu dokumentieren.